Das Verbot von Plastikstrohhalmen und der Umstieg auf Elektroautos wird die Natur und damit die Welt nicht retten. Und auch was uns die Rot-Gelb-Grüne Ampel als Klimaversprechen verkauft, ist nicht mehr als ein grün-getünchtes „weiter-so“ im Neokapitalismus. Es sind den großen multinationalen Konzern und der Einfluss von Superreichen, die uns einreden wollen, dass jeder Einzelne von uns ursächlich die Schuld an dem globalen Desaster trägt. Dabei investieren und investierten die Erdölkonzerne seit Jahrzehnten wider besseres Wissen hunderte Millionen um die Folgen des ungebremsten CO2-Ausstosses zu verharmlosen.
Dabei stößt das reichste ein Prozent der Weltbevölkerung (63 Millionen) soviel CO2 aus wie die gesamte ärmere Hälfte mit 3,5 Milliarden Menschen.
Es sind wenige, die uns mit ihrem Geld und ihrem damit verbundenen Einfluß glauben machen, sie repräsentieren mit ihrer Meinung uns viele. Es sind wenige, die auf Kosten von vielen Raubbau an der Natur betreiben.
Jedem sollte bewußt sein, dass ein ungebremstes Wirtschaftswachstum - conditio sine qua non für den Kapitalismus - nicht ewig funktionieren kann. Denn es bedeutet bei nur drei Prozent Wachstum, dass sich jegliche Wirtschaftsaktivitäten alle 24 Jahre verdoppeln, und damit die allermeisten der ökologischen Folgen. Es gibt kein grünes Wachstum, egal wieviel Windkraftanlagen wir bauen oder wieviel Elektroautos wir fahren. Für all das braucht es Rohstoffe, für deren Gewinnung die Erde aufgerissen, Urwald gerodet, Flüsse gestaut und Grundwasser abgepumpt werden muss.
Oder man geht in die Tiefsee, wo bereits die ersten Claims zum Abbau von Mineralien vergeben wurden. Und zerstört dort eine einzigartige, zum großen Teil unerforschte Lebensgemeinschaft für ein vermeintlich grünes Wachstum. Ganz so wie es der ehemalige CEO Mike Johnston von der der Tiefsee-Bergbau-Gesellschaft „Nautilus“ formulierte: Es sei angesichts des Vorhandenseins von „Metallen, die für die grüne Wirtschaft wichtig sind, unvermeidlich, dass wir wesentliche Ressourcen vom Meeresboden zurückgewinnen“.
Das internationale Transportforum geht auf seiner Tagung im Mai 2021 davon aus, dass sich bis 2050 das Verkehrsaufkommen bei Passagieren mehr als verdoppelt, beim Güterverkehr kommt es deren Einschätzung zufolge zu einem noch stärkeren Anstieg um das 2,6-fache.
Zwei Tage nach dem Ende der Klimakonferenz COP26, auf der sich die Industrie für ihre zukünftigen Klimaversprechen feiern ließ, veröffentlichte Airbus die Prognose, dass in den kommenden 20 Jahren 39.000 neue Passagier- und Frachtflugzeuge benötigt werden. Davon 15.000 als Ersatz für ältere Maschinen, und 24.000 neue, um den kommenden Bedarf zu decken. Airbus geht von einer Zunahme allein des Luftfrachtverkehrs von 4,7 Prozent aus - Jahr für Jahr, die kommenden 20 Jahre. Vollkommen unmöglich, diese Flugzeugflotte mit synthetischem Benzin zu betreiben, auch wenn mit großen Pomp die erste Anlage zur Produktion im nordwestdeutschen Emsland eröffnet wurde. Die Bankiers, Aktionäre und Politiker waschen ihre Hände gewissermaßen statt in Unschuld in Biosprit.
Zwischen dem 20 Januar und dem 31. Oktober 2021 genehmigte das US-Bureau of Land Management über 3.000 Ölbohrgenehmigungen onshore. Das ist mehr als zu Trumps besten Zeiten. Darüber hinaus hat die Behörde die Pachtverträge von 18 Kohlebergwerken verlängert, wodurch deren Betrieb für mindestens ein weiteres Jahrzehnt fortgeführt werden kann.
Auf der COP26 versprach US-Präsident Joe Biden „mit gutem Beispiel voranzugehen“.
Wie zum Hohn organisierte die US-Regierung am 16. November, nur vier Tage nach dem Ende von COP26, eine Versteigerung zur Öl- und Gasförderung im Golf von Mexico. Dies auf einer Fläche größer als Deutschland. Ein Rekordausverkauf, der über Jahrzehnte die Emissionen festschreiben wird, die zur Erhitzung des Planeten beitragen. Alles beschlossen und unterzeichnet von - US-Präsident Joe Biden.
All diese widerwärtigen, menschen- und naturverachtenden und scheinbar gewissenlose wie skrupellose Beispiele, die doch so sehr dem Geist des Kapitalismus entsprechen, zeigen auf, wie wichtig es ist, sich zu organisieren und zu engagieren. Wir müssen den „Krieg gegen die Natur beenden“, wie es UN-Generalsekretär Antonio Guterres formulierte. Denn wir können ihn unmöglich gewinnen, weder mit noch mehr Technik noch mit noch mehr Konsum - wie es uns der Kapitalismus verkaufen will.
Seit 1980 nimmt die Zahl der Vögel in der Europäischen Union rapide ab. Über 600 Millionen Tiere sind seither verschwunden, wie eine aktuelle Auswertung zeigt.
60 Prozent der weltweiten Fischbestände sind maximal befischt und 33 Prozent längst überfischt. Nach Berechnungen des UN-Umweltprogramms Unep ist spätestens 2050 weltweit keine kommerzielle Fischerei mehr möglich.
Die Biomasse von fliegenden Insekten ist in den vergangenen 27 Jahren insgesamt mehr als 75 Prozent zurückgegangen.
In seinem Vortrag geht Brodbeck darauf ein, wie es zu dieser fatalen Entwicklung kommen konnte. Er zeigt aber auch Lösungen auf, wie wir eine bessere, ökologischere, lebenswertere Zukunft erreichen können. Damit es irgendwann einmal heißt: „Wir sind viele, sie sind wenige!“
Thomas Brodbeck